Mit oder ohne Ridge – wohin führt der Standardfetischismus?

Mit freundlicher Genehmigung der Verfasserin Monika Pehr (Kennel Thuraia)

 

Die Diskussion ist nicht neu, doch inzwischen gibt es glücklicher Weise immer mehr Züchter, die sich eingehend mit diesem Thema beschäftigen und denen die Gesundheit unserer Rasse am Herzen liegt.

 

Als 1922 der Standard des Rhodesian Ridgeback festgelegt wurde, war der Ridge von Anfang an ein wichtiger Bestandteil, da er auch namensgebend war. Man sagte den Hunden mit dem Rückenkamm einen besonders ausgeprägten Jagdinstinkt nach. Deshalb begann man die ridgetragenden Hunde miteinander zu verpaaren, umso diese Mutation (etwas anderes ist der Ridge nämlich nicht) zu festigen. Mit dem Ridge gab es, ebenso von Anfang an, eine weitere Mutation - den Dermoid Sinus - auch das ist dokumentiert.

 

Der Ridge selbst ist ein rein kosmetisches Merkmal, der Dermoid Sinus aber keineswegs. Dass die ridgetragenden Hunde tatsächlich einen ausgeprägteren Jagdtrieb haben wage ich zu bezweifeln, denn ich kenne eine Vielzahl ridgeloser Ridgebacks, die ihren Artgenossen mit Ridge in nichts nachstehen. Das aber ist nicht unser Problem. Unser Problem ist die Mutation, die mit dem Ridge gekommen ist – der Dermoid Sinus. Der Erbgang des Dermoid Sinus (DS) ist leider noch nicht ganz erforscht. Man weiß inzwischen nur, dass es sich um einen polygenen Erbgang handeln muss (es sind mehrere Gene verantwortlich), dass der Ridge/Crowns bei der Vererbung eine Rolle spielt und dass Ridgbacks die homozygot für das Ridgegen sind ein erhöhtes Risiko für den DS haben.

 

Die Vererbung des Ridges ist ein einfacher Erbgang mit einem dominantenGen R und einem rezessiven Gen r (Den Gentest für den Ridge selbst gibt es seit einiger Zeit).

 

Somit gibt es also drei genetische Grundtypen: R/R mit Ridge und zwei dafür dominanten Genen, R/r mit Ridge und einem dominanten Gen und r/r ohne Ridge.


Je nach Verpaarung erhalten wir demzufolge ein anderes Ergebnis:

 

R/R x R/R : alle Nachkommen R/R und mit Ridge

R/R x R/r : 50 % RR 50% R/r - alle mit Ridge

R/R x r/r : 100 % R/r - alle mit Ridge

R/r x R/r : 25% RR 50 % R/r (75 % mit Ridge) 25 % r/r ohne Ridge*

R/r x r/r : 50% R/r mit Ridge und 50% r/r ohne Ridge*

r/r x r/r : alle Nachkommen r/r und ohne Ridge

*statistischer Wert

 

Vom momentanen Wissenstand aus muss man unterstellen, dass der DS nur bei ridgetragenden Hunden mit der Genvariante R/R, also bei zwei dominanten „Ridgegenen“ vorkommt, keinesfalls jedoch bei den ridgelosen mit der r/r Genvariante vorkommt.

 

Immer wieder kursieren Gerüchte, dass es auch ridgelose Ridgebacks mit Dermoid Sinus gibt. Soweit uns bekannt ist gibt es jedoch weltweit keinen einzigen operativ entfernten DS eines ridgelosen Ridgebacks, der eindeutig als solcher identifiziert und mittels DNA-Analyse dem betreffenden Hund zweifelsfrei zugeordnet werden konnte.

 

Bei so manchem führt das Auftreten ridgeloser Welpen zusammen mit ridgetragenden Welpen mit DS in einem Wurf zur Verwirrung. Dies kann bei der Verpaarung R/r x R/r aber laut obigem Modell sofort schlüssig erklärt werden.

 

Nur drei Kombinationen dürfen demnach NIE zum Auftreten von Welpen mit DS führen:

r/r x r/r : alle Welpen r/r demnach ridgelos und ohne DS

r/r x R/r : 50 % r/r - ridgelos und ohne DS 50 % R/r mit Ridge und ohne DS

r/r x R/R : alle Welpen R/r mit Ridge und alle ohne DS.

 

Bei den zahlreichen gesundheitlichen Problemen, die neben dem Auftretendes DS mittlerweile bei unserer Rasse vorkommen, ist der generelle Zuchtausschluss ridgeloser Hunde züchterischer „Irrsinn“, von dem nach wie vor praktizierten Töten solcher Welpen in manchen Ländern ganz zu schweigen!

 

Hinzu kommt, dass der Rhodesian Ridgeback wegen des Dermoid Sinus bei uns in Deutschland im Qualzuchtgutachten aufgeführt wird. Vor allem auch auf diesem Hintergrund ist es umso wichtiger, sich mit diesem Thema intensiv zu beschäftigen.

 

Ist es tatsächlich so wichtig ob ein Ridgeback homozygot, also reinerbig, für die Mutation Ridge ist?

 

Reduzieren wir so nicht unsere Hunde auf ein einziges Merkmal und wohin führt das?

 

Ist es wirklich so fürchterlich wenn es in einem Wurf ridgelose Welpen gibt? Ist es nicht nur wichtig für das Ego der Züchter und Deckrüdenbesitzer? Nehmen wir tatsächlich lieber in Kauf Welpen mit DS zu züchten, die dann zwar optisch perfekt sind, jedoch operiert werden müssen um die Chance zu bekommen ein langes, gesundes Leben zu führen?

 

Ein ridgeloser Welpe kann das ohne Operation, vorausgesetzt er wird nicht gleich nach der Geburt getötet, was leider auch heute noch in vielen Ländern der Fall ist. Gleiches gilt übrigens auch für die Welpen mit Dermoid Sinus. Auch sie werden oft gleich nach der Geburt eingeschläfert, wenn man den DS frühzeitig genug feststellt.

 

Welche Intension haben wir nun mit ridgelosen Ridgebacks zu züchten?

 

Nicht wenige Züchter denken dass es Unsinn ist, denn wir haben ja genügend Ridgebacks mit Ridge für die Zucht. Das ist aber nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass wir leider auch genügend Ridgebacks mit Ridge und DS haben und unser Genpool immer enger wird. Wir befinden uns bereits in einem genetischen Flaschenhals!

 

Wir verpaaren ridgelose mit ridgetragenden Hunden weil aus diesen Verpaarungen niemals Welpen mit Ridge UND Dermoid Sinus fallen können. Das haben wir nun eingehend erläutert. Auch in der nächsten Generation (bei der Verpaarung von zwei ridgetragenden Hunden) müsste das Risiko sehr viel geringer sein, voraussichtlich sollte sogar auch in dieser Generation kein DS vorkommen wenn wir davon ausgehen, dass die Vererbung des DS sehr viel komplexer ist als einfaches „nur Mendel“ und mehrere Gene involviert sind. Und davon müssen wir ausgehen!

 

Sicherlich - es ist noch nicht 100% bewiesen aber der Versuch diese Theorie zu beweisen tut niemandem weh, am allerwenigsten den Hunden! Warum echauffieren sich die Leute darüber, dass wir versuchen gesunde Hunde zu züchten, die nicht operiert werden müssen? Das ist für mich leider absolut nicht nachvollziehbar.

 

Ist es denn wirklich besser, wenn ridgelose Welpen getötet werden anstatt für ihre Akzeptanz zu sorgen, indem man diese Tiere auch in der Zucht integriert? Denn es sind gesunde Hunde, denen lediglich eine Mutation fehlt, nämlich der Ridge - eine Mutation, der wir den Gendefekt Dermoid Sinus verdanken!

 

Ist es besser Welpen mit Dermoid Sinus zu töten anstatt zu versuchen, Ridgebacks mit DS gar nicht mehr zu züchten?

 

Diese Fragen müssen sich die Gegner der Zucht mit ridgelosen Ridgebacks selbst stellen. Standardfetischismus vor Gesundheit? Das kann und darf nicht sein und der Ridgeback wäre nicht die erste Rasse, die so kaputt gezüchtet wurde! Wir sind Züchter und haben unserer Rasse gegenüber eine große Verantwortung. Es muss unser Ziel und unsere Pflicht sein gesunde Hunde zu züchten! Und wir, die Züchter, die sich mit diesem Thema aktiv auseinandersetzen und gegen den Strom schwimmen, sind der Meinung, dass wir mit diese Maßnahme diesem Ziel ein Stückchen näher kommen!

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© Marion Montillon-Späth